Die Barocksolisten München

(c) Theresa Pewal

Der Barock des Herzens

Wie uns richtige Musik am richtigen Ort zu besseren Menschen macht: Die Internationalen Barocktage Stift Melk unter der Künstlerischen Leitung von Kammersänger Michael Schade sind in den letzten 40 Jahren zu einem der spannendsten und schönsten Musikfestivals des Landes herangewachsen.

„Weil wir dort etwas Wunderbares offenbart bekommen ..."

Kammersänger Michael Schade ist nicht nur ein weltberühmter Tenor, er hat auch seit einigen Jahren ein ganz besonderes Herzensprojekt: die Künstlerische Leitung der Internationalen Barocktage Stift Melk. „Ich bin ja eigentlich Opernsänger und reise ständig durch die Welt, aber dieses Festival ist für mich eine ganz besondere Aufgabe, und Melk ist für mich ein ganz besonderer Ort. Ich habe noch nie jemanden kennen gelernt, der nach Melk gekommen ist, und es nicht als besserer Mensch wieder verlassen hat.“ Warum das so ist? „Weil wir dort etwas Wunderbares offenbart bekommen, was der Mensch mit großer Liebe zum Detail und Hingabe zu Gott geschaffen hat. Man braucht gar nicht an einen Gott zu glauben, um das zu verstehen."

„Unser Festival wendet sich nicht in erster Linie an Experten – sondern an Spezialisten! Denn ein Spezialist ist der, der wirklich mit dem Herzen denken kann. Und die wirkliche Barockmusik liegt im Entdecken des Herzens.“

Kammersänger Michael Schade in der Stiftsbibliothek

(c) Daniela Matejschek

Von Generation zu Generation

Das Besondere an den Internationalen Barocktagen Stift Melk ist, dass hier Musik in genau der Umgebung erklingt, für die sie erschaffen wurde – und so Kunst und Raum eine ideale Verbindung eingehen, die um so viel mehr ist als nur die Summe ihrer Teile. „Die Barockmusik ist eine wahnsinnig bewegende und mitreißende Kunst.“ Was einem heute oft gar nicht bewusst ist: In der Zeit, als die so genannte „Alte Musik“ entstand, war es gang und gäbe, dass Musiker beim Spielen von Kadenzen improvisierten, um ihre Virtuosität auf ihrem Instrument zu demonstrieren. Außerdem standen die Musiker damals durch andere Materialien oft vor technischen Herausforderungen, die eine andere Spielweise erforderten, als wir sie heute gewohnt sind. Michael Schade: „Generell gesehen ist ja die Barockmusik die Wiege von Blues, Jazz und Rock ‚n‘ Roll!“ Dem wird auch beim Festival Rechnung getragen: In der Reihe „OffRoad Barock“ werden barocke Themen aufgegriffen und ganz neu interpretiert.

Der Stiftsinnenhof des Benediktinerstiftes Melk

(c) photo-graphic-art

Der Stiftspavillon im barocken Garten

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Il Suonar Parlante

(c) Luis Duarte

„Ich hätte nie geglaubt, dass ein Konzert mit zwei Drehleiern, einem Violoncello und einem Cembalo so schnell ausverkauft ist. Einfach wunderbar!“

Durch die Gärten, durch die Keller

Und damit ist auch das Herz des Schauplatzes gemeint: Denn so umfassend wurde die prächtige Kulisse von Melk, das auch als das Tor zum UNESCO-Weltkulturerbe Wachau bekannt ist, noch nie für das Festival genutzt. „Das Schöne an Melk ist ja nicht nur das Stift selbst, sondern auch das Areal Drumherum. Daher haben wir uns überlegt, auch die ganze Umgebung bis hinunter in die Stadt zu bespielen – damit wir nicht immer nur oben drüber schweben. Es geht bis in die Gärten, oder hinunter in den Barockkeller. Was wir wirklich wollen, ist den Ort und das Stift Melk verbinden mit dem Drama der Musik. Jedes Konzert soll ein ganz besonderes Erlebnis werden, nicht nur zum Zuhören, sondern zum Erleben mit allen Sinnen.

Auf allen Hochzeiten singen, tanzen und spielen

Hinter jedem großen Erfolg stehen engagierte Menschen, die sich mit vollem Einsatz für die gute Sache ins Zeug legen. Das ist auch bei den Internationalen Barocktagen Stift Melk nicht anders. „Ich sage immer, dass jedes unserer Konzerte wie die Hochzeit eines geliebten Kindes ist. Wir haben viele Kinder – und alle heiraten am selben Wochenende! Zum Glück habe ich ein tolles Team in Melk, das meine verrückten Ideen mitträgt – und rund um das Festival arbeiten wir alle 17 bis 19 Stunden täglich.“ Doch die Arbeit erschöpft sich natürlich nicht im Managen des langen Festival-Weekends. „Es fängt damit an, dass man Ideen plant und budgetiert, dass man sich mit Künstlern trifft oder sich aktiv nach neuen Talenten umhört. Dann ruft man die an, setzt sich mit ihnen zusammen und erzählt ihnen von unseren Ideen. Viele Künstler schreiben uns auch aktiv an, weil sie unbedingt hier in Melk auftreten wollen. Dadurch, dass die Barocktage Melk ein großes und wichtiges Festival geworden sind, haben wir weit mehr Anfragen als Möglichkeiten.

Die prächtige Kirche des Benediktinerstiftes Melk

(c) photo-graphic-art

"Ich habe noch nie jemanden kennen gelernt, der nach Melk gekommen ist, und es nicht als besserer Mensch wieder verlassen hat.“

Klasse statt Masse

Wir könnten sicher ein viel schnelleres, dichteres Programm unterbringen – aber das wollen wir nicht.“ Denn jeder Programmpunkt soll genügend Raum bekommen, um sich entsprechend entfalten und wirken zu können. Und natürlich auch nachwirken: „Nach jedem Konzert stehen wir mit Brot und dem wunderbaren Barockwein in einer Agape beisammen. Viele unserer Besucher mieten sich von Freitag bis Sonntag in einem Hotel hier ein, weil sie soviel wie möglich von den Barocktagen erleben wollen. So wird dieses Wochenende eine wunderschöne Bereicherung mit den besten Konzerten, die man haben kann.“ Und das Publikum dankt den Einsatz mit regem Zulauf, der Kartenvorverkauf läuft jedes Jahr prächtig.

Michael Schade als Junge mit seinem Wellensittich Sammy

zVg. KS Michael Schade privat

„Unmusikalische Kinder, die gibt es nicht!"

Die Barocktage sind übrigens keineswegs nur für die gesetzte Hörerschaft: Ganz besonders stolz ist Michael Schade auf die Programmschiene für das ganz junge Publikum. Nachwuchsarbeit war immer schon eine Herzensangelegenheit Schades, der gemeinsam mit seiner Partnerin immerhin für ein „Heimorchester“ von insgesamt 8 Kindern sorgt und auch hinter mehreren Projekten für Jungtalente-Förderung steht. Was ihn an der Arbeit mit Kindern so besonders beseelt, erklärt Michael Schade in einem Gleichnis zum obigen Bild: „Als Kind hatte ich einen Nymphensittich, Sammy. Den habe ich über alles geliebt. Irgendwann blieb seine Käfigtür offen, und er ist ausgeflogen. Damals brach eine Welt für mich zusammen. Doch wir haben ihn wiedergefunden, und er war mein bester Freund, bis zum Schluss – als er starb, war ich schon ein erwachsener Mann. Und Vögel erinnern mich an unsere Kinder: Wir brüten sie aus, ziehen sie auf, sehen, wie sie schließlich wegfliegen. Und wenn sie eines Tages aus freien Stücken wieder auf unserem Dach landen, ist das das Schönste auf der Welt!“

Text: Agentur fett & kursiv Fotos zur Verfügung gestellt von Wachau Kultur Melk GmbH; Fotoscredits jeweils im Bild

Kontakt

Vor 40 Jahren fanden die ersten Internationalen Barocktage Stift Melk statt; Umberto Eco hielt damals die Eröffnungsrede. In den darauf folgenden Jahren entwickelten sich die Internationalen Barocktage zum Treffpunkt der aufstrebenden europäischen Barockmusikszene und ist heute alljährlich zu Pfingsten für Barockfans aus aller Welt ein Fixpunkt im Festivaljahr.

Wachau Kultur Melk GmbH Jakob-Prandtauer-Straße 11 3390 Melk T +43 2752 540 60

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