Reinhard Kittenberger, Besitzer der Kittenberger Erlebnisgärten in Schiltern

Einer, der sich gerne die Hände schmutzig macht

Er ist Herr über 50.000 Quadratmeter Gartenfläche, die weltgrößte Kräuterspirale und von unzähligen Alpakas, Kängurus, Ziegen, Hasen, Ponys und Hühnern. Reinhard Kittenberger lebt für, mit und in seinen Erlebnisgärten.

Stolz erzählt Reinhard Kittenberger, dass er bei seinen 40 Gärten in 38 selbst alles geplant und beim Bau mit Hand angelegt hat. Er kennt jede Blüte und jeden Stamm, die meisten davon hielt er mindestens einmal in Händen. Bei unserem Spaziergang zupft er behutsam welke Blätter aus den Büschen und kümmert sich um heruntergefallene Äste, während er Geschichten über sich und seine Gärten erzählt.

Reinhard Kittenberger inmitten seines grünen Paradieses
Känguruhs

„Ich weiß, was es heißt, wenn man am Freitag keine Ahnung hat, wie man am Montag die Milch bezahlen soll. Wenn nichts mehr übrigbleibt, nachdem die Mitarbeiter bezahlt wurden.“

Reinhard mit seinem Vater

Vom Kakteenzüchter zum Lebensraum-Erbauer

Der Vater, ein gelernter Pflasterer, sattelte in den frühen 60ern auf Obst- und Weinbau um. Die Mutter wiederum hatte ein Faible für Kakteen. Und die faszinierten bald auch den Junggärtner. Als 12jähriger besaß er bereits 160 Sorten aus eigener Aufzucht. Dass er die Gartenbauschule Langenlois besuchen würde, war schnell klar. Dass er dort unterrichten wird, bereits kurze Zeit später. Wie sein Vater lässt er andere gerne an seinem Wissen teilhaben. Dabei lernt man, dass ein Stein einen Hintern und ein Gesicht hat, dass man Artischocken mit Stroh durch den Winter bringt und dass der Blauregen bis zu 4 Meter im Jahr wachsen kann. Seine erste Steuernummer holte er sich 1982 für seine Baumschule, aber die steinigen und sandigen Böden machten es ihm nicht leicht.

Grüner Daumen, aber tief in den roten Zahlen

„Also wollte und musste ich umdenken“, und so wurde seine Leidenschaft, das Gestalten, zum Beruf. Drei Jahre danach hatte er bereits zwanzig, bald darauf vierzig Mitarbeiter. Aber Liebe macht manchmal blind, so auch im Beruf. 1994 wurde schließlich sein lehr- und folgenreichste Geschäftsjahr: „Ich musste zwanzig Kündigungen aussprechen. Auf einmal. Das war der schlimmste Tag in meiner unternehmerischen Karriere“, urteilt Kittenberger. Gemeinsam mit seinem verbliebenen Team schaffte er einen Neustart, ohne Konkurs anmelden zu müssen. Darauf ist er heute noch stolz. Die zwanzig Mitarbeiter von damals arbeiten übrigens heute noch in den Kittenberger Erlebinsgärten. Zusammen mit 100 weiteren.

Kakteenliebe

Seine ehrliche und überzeugende Art war es auch, die den Stein des großen Erfolges im August 1996 ins Rollen brachte. Von einem ORF-Team auf der Gartenbaumesse Tulln nach Gartentrends befragt, antwortete er: „Wissen Sie, der neueste Trend ist der derzeit ein Waldviertler Heidegarten, den hab‘ ich grad bei mir in Schiltern gebaut.“ 14 Tage später klingelte es an der Tür und ein 5minütiger Beitrag ging zur besten Vorabendzeit bei „Niederösterreich heute“ on Air. Am nächsten Tag war nichts mehr wie zuvor: Über 600 Anrufe gingen ein, die zu weit über 600 Besuchern führten. Reinhard Kittenberger war am richtigen Weg. Er expandierte. Der Tiroler Steingarten als Stückchen Heimat für seine damalige Frau, der Toskana- und Asia-Garten folgten. Sukzessive wuchs die Schaugartenlandschaft, das Gartencenter und die Gartengestaltung florierten. Der Rest ist Geschichte. Heute werden die 40 Kittenberger Erlebnisgärten mit der weltgrößten Kräuterspirale und dem Tierischen Bauerngarten mit Alpakas, Kängurus, Ziegen, Hasen, Ponys und Hühnern jährlich von mehr als 170.000 Menschen besucht. 100 von ihnen schließen hier jedes Jahr sogar den Bund fürs Leben.

Reinhard Kittenberger unter seinen beiden Kirschbäumen

„Wenn ich Probleme hab‘, wenn es was zum Nachdenken gibt oder mir die Tränen kommen, dann geh ich dort hin.“

Nah am Wasser gebaut

Wenn Reinhard Kittenberger glücklich ist, sucht er das Wasser. Wie wichtig ihm dieses Element ist, spiegeln seine Gärten wider. Fast jeder verfügt über eine Wasserstelle. Sein Lieblingsplatz befindet sich aber nicht in der blühenden Anlage, sondern inmitten einer Blumenwiese auf einer kleinen Anhöhe – unter drei alten Kirschbäumen. Seit seiner Kindheit steht dort „sein“ Bankerl, sein persönlicher Kraftort.

„Um Großes zu erhalten sind es die kleinen Dinge, die nicht vernachlässigt werden dürfen.“

Trockensteinmauern und Tulpenpracht
Wasserfälle und Teiche sind ein Hauptmotiv der Gärten
Die weltweit größte Kräuterspirale

Wein, Natur und gutes Essen

Abschalten kann er aber auch bei seinen Paradeisern, die quasi seine neuen Kakteen sind. Über 120 unterschiedliche Sorten nennt er mittlerweile sein Eigen, im neuen Garten des Lebens symbolisieren sie das Paradies. Mit seinem Freund und Verbündetem, Paradeiser-Papst Erich Steckovic, tauscht er Samen aus und kultiviert alte und neue Sorten. Mit seinem Hund oder einem seiner Alpakas wandert Reinhard Kittenberger zum Kopf durchlüften auch schon einmal über den Gartenweg Schiltern und den Wein.Wander.Weg bis nach Langenlois. Zur Weinstadt und den Winzern der Region hat Kittenberger ohnehin ein Nahverhältnis. Den Kamptaler Winzer ist sogar ein eigener Garten, der „Weingarten“ gewidmet. Hier gibt es jedes Wochenende Degustationen mit Ab-Hof-Verkauf. Der Shop führt ebenfalls die besten Kamptaler Tropfen, genauso wie Marmeladen, Chutneys, Säfte, Gelées und Pestos etlicher regionaler Bio-Produzenten, die auch in der Küche des Glas.Hauses, dem Restaurant immer wieder zum Einsatz kommen. Das Fleisch kauft Kittenberger vom Höllerschmid aus Etsdorf, das Gemüse und Obst kommt aus der nahen Umgebung oder eigener Produktion. Die Bienen eines befreundeten Imkers kümmern sich um den Honig und ein ausgewogenes Ökosystem, die Kräuter werden von Hand gepflückt. „Aber alles schaffen wir nicht. Wenn an einem Wochenende 2.000 hungrige Gäste versorgt werden wollen, helfen wir manchmal nach und kaufen extern zu.“ Auf Bio legt er aber auch dann großen Wert.

Einmal Lebensqualität zum Mitnehmen, bitte!

Reinhard Kittenberger hat sich in Schiltern sein persönliches Paradies erschaffen, an dem er sich nach all der Zeit noch immer nicht satt sehen kann. Dieses Glück will er mit seinen Besuchern teilen. „Mit einem Lächeln sollen sie hier raus gehen“, sagt er. „Und mit dem Garten-Virus will ich sie infizieren. Dabei ist es mir wurscht, ob sie sich Ideen, Pflanzen aus dem Gartencenter oder einen ganzen Garten bei uns Planen lassen. Hauptsache, ich kann sie inspirieren, sich zu Hause ihr eigenes Paradies zu schaffen.“

Text: Magda Bauer, Büro Bauer&Band
Bilder: alle Magda Bauer, außer Fotos Reinhard Kittenberger mit Vater (zVg. Reinhard Kittenberger)

Kontakt

Die Kittenberger Erlebnisgärten in Schiltern im Kamptal haben während der Gartensaison und in der Adventzeit geöffnet.

Kittenberger Erlebnisgärten
Laabergstraße 15
3553 Schiltern
Tel: +43 2734/8228
www.kittenberger.at

mehr entdecken