Jasmin Haider leitet die Whiskydestillerie heute

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Da wächst die Freude

Am Anfang war ein klappriger Lieferwagen, die alte Lederhose vom Vater und eine Idee: im Waldviertel Kräuter und Gewürze biologisch anzubauen und zu vermarkten. Johannes Gutmann über holprige Anfänge und die Kraft einer guten Idee.

„Die schönste Gegend der Erde!“, nannte der Schriftsteller Robert Hamerling das Waldviertel. Bei der Liebeserklärung mag zwar etwas Patriotismus mitgespielt haben – der Dichter wurde 1830 im Waldviertler Kirchberg am Walde geboren –, aber mit seiner Einschätzung steht Hamerling nicht alleine da. Noch heute findet die stille Weite der sanfthügeligen Landschaft, in der sich die strenge Geometrie der Äcker mit der ungezügelten Wildheit der Wälder abwechselt, viele Liebhaber. Dabei macht es das Waldviertel seinen Bewohnern und Bewunderern nicht leicht. Vor allem Bauern legt die Region gerne Steine in den Weg, nämlich wortwörtlich: Das Waldviertel liegt auf einem Granitplateau, dessen Gesteinsuntergrund nur von einer dünnen Schicht Braunerde bedeckt ist. Den Landwirten beschert das viel Arbeit. Dazu kommt noch ein im Vergleich zur Donauebene deutlich kühleres Klima, in dem sich viele wärmeliebende Pflanzen nicht unbedingt wohlfühlen.

„Immer wieder erzählte ich die Geschichten von den Waldviertler Bauern, die aus Überzeugung beste Kräuter anbauen, von Hand jäten, schonend trocknen und verpacken.“

5 Sorten Waldviertler Whisky

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Auf neuen Wegen
Die schwierigen Bedingungen zwangen die Landwirte zu zwei Strategien. Die eine: Nischen und Pflanzen zu finden, die dem Boden und der Witterung trotzen. Die zweite: flexibler zu denken, alte Wege zu verlassen, neue Chancen zu erkennen. Letzteres kann man auch so formulieren: „Viele Menschen sind gewöhnt, nur das zu tun, was schon viele vor ihnen gemacht haben, und nur das zu denken, was andere auch schon herausgefunden haben. Neues kann aber nur entstehen, wenn man etwas anders macht, anders denkt, anders plant.“ Gemäß dieser seiner Lebensphilosophie hat der Sprögnitzer praktisch aus dem Nichts das Waldviertler Paradeunternehmen Sonnentor aufgebaut hat.

Whiskyfässer aus der Manhartsberger Sommereiche

(c) SONNENTOR

Senior Chef Johann Haider

(c) Waldviertel Tourismus/ Thomas Topf

Jasmin Haider beim verkosten der Whisky-Proben

(c) SONNENTOR

„Wie oft wurden meine ersten Kräuterbauern für etwas dumm gehalten.“

Auf einem Bauernhof in der kleinen Ortschaft Brand aufgewachsen, kennt Gutmann das Waldviertel von Grund auf. Er weiß, was auf den Äckern seiner Heimat besonders gut wächst. Früh wusste er aber auch, dass er nicht zum Landwirt geboren war. In der Großstadt in einem Büro arbeiten wollte er allerdings auch nicht, und so stand er eines Tages ohne Arbeit da. Aus dieser trostlosen Situation heraus entschloss sich Gutmann 1988 für den Schritt in die Selbstständigkeit.

Aller Anfang ist schwer
Was Gutmann besaß: Einen klapprigen Lieferwagen. Eine alte Lederhose vom Vater, die Gutmann gerne trug und die bald zu seinem Markenzeichen wurde. Und eine Idee: Die Kräuter und Gewürze der Bio-Bauern aus dem Waldviertel zu vermarkten. Damals in den 80ern, als „Bio“ eigentlich noch gar kein Thema war, wurden er und seine Zulieferer für diese Idee belächelt. „Manche Männer, deren Ehefrauen mit dem Kräutersammeln begonnen hatten, trauten sich am Sonntag nach der Kirche nicht mehr ins Wirtshaus, weil sie ausgelacht wurden“, erzählt Gutmann.

Der alte Bauernhof ist heute eine moderne Whisky-Erlebniswelt

(c) SONNENTOR/ Bernhard Eder

Doch der damals 23-jährige Jungunternehmer ließ sich nicht entmutigen und zog mit seinen Kräutern von Bauernmarkt zu Bauernmarkt. So richtig stellte sich der Erfolg aber erst ein, als Gutmann eine damals neue Art von Läden entdeckte: „Immer wieder fuhr ich bei den Bioläden vor, hinterließ Probepackungen, erzählte die Geschichten von den Waldviertler Bauern, die aus Überzeugung beste Kräuter anbauen, sie von Hand jäten und so schonend wie möglich trocknen und verpacken. Die Probepackungen wurden immer schneller verkauft und bald brauchte ich nicht mehr nur eine Bananenschachtel Ware pro Woche von meinen Bauern, sondern mehrere.“ Heute exportiert Sonnentor seine 900 Produkte in über 50 Länder.

Der Erfolg gibt ihm recht
Aus der belächelten Ein-Mann-Firma ist ein Unternehmen geworden, das nicht nur Bio-Kräuter und -Gewürze vermarktet, sondern auch beständig sein Bio-Sortiment erweitert: Tee, Kaffee, Kakao und feine Naschereien – längst beliefert Sonnentor damit nicht mehr nur heimische Bioläden, sondern verkauft sein Sortiment in fast 30 eigenen Geschäften und exportiert in über 50 Länder weltweit. Der Erfolg hat auch schöne Auswirkungen für die Region: Rund 300 Bauern gehören zu den Lieferanten von Sonnentor. Und mit mehr als 500 Mitarbeitern ist der in Sprögnitz bei Zwettl liegende Betrieb nicht nur einer der größten Arbeitgeber in der Region sondern auch ein sehr beliebtes Ausflugsziel: in den Produktionsstätten kann man hinter die Kulissen blicken, der „Freihof" zeigt, wie am Biobauernhof im Kreislauf der Natur gegärtnert wird. Es gibt immer wieder Work-Shops zu den Themen Kräuter, Kulinarik und Gärtnern; und die Kräuter und das Gemüse aus den Gärten wird im hauseigenen Bio-Gasthaus „Leibspeis" serviert. Wer sich so gar nicht vom Waldviertel verabschieden will, mietet ganz einfach die neuen Sonnentor-Landlofts mit den sinnigen Namen „Anna Apfelminze" oder „Hans Hagebutte".

Text: Wolfgang Gemünd
Fotos: zur Verfüng gestellt von Sonnentor, (c) im Bild

Kontakt

SONNENTOR Kräuterhandelsgesellschaft mbH
Sprögnitz 10
3910 Sprögnitz
Tel: +43 2875 / 7256
erlebnis@sonnentor.at
www.sonnentor.com

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